Dieses Mal bereits zum 6. Mal zu Gast in der Rathausgalerie Hechingen mit einem spannenden Thema. Lesen Sie meine Ladatio und meine Rede um den – zugegeben, etwas komplexen Hintergrund kennen zu lernen:
Ausstellung ANIMA // ANIMUS, 28.6.2019 • Laudatio Peter Rall, 1. Vors. Senioren der Wirtschaft BW
Anfang des 20. Jahrhunderts prägte der Analytiker C. G. Jung die Begriff e von ANIMA und ANIMUS, als in unserem Kollektiven Bewusstsein angelegte Archetypen. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass: Zitat.“Personifi kationen einer weiblichen Natur im Unbewussten des Mannes und einer männlichen Natur im Unbewussten der Frau“ in jedem von uns schlummern. Aus persönlichen Beobachtungen der Welt, der Menschen und der soziologischen Verfl echtungen heraus, hat sich für Nadine Ottenbreit hier ein sehr dankbares Thema ergeben, dessen Verkörperung wir heute in diesen Fotografi en sehen können und welches eine logische Weiterführung der vorangegangenen Ausstellungsthemen wie etwa FEINSINIG oder REFLEXION darstellt. Dabei steht das einzelne Bild nicht im Vordergrund, sondern das philosophische Moment; es ist nämlich vielmehr die Verknüpfung durch den sprichwörtlichen ROTEN FADEN, der diese Ausstellung so spannend macht. Die Infragestellung der klassischen Rollenbilder – jenseits aktueller Gender Diskussionen, sondern vielmehr im klassischen Sinne.
„IST DAS WIRKLICH TYPISCH MÄNNLICH ODER WEIBLICH?“ – bringt den ein oder anderen interessanten Perspektivwechsel zur Visualisierung. Vervollständigung erfährt dieses Ausstellung-Konzept durch die Inbezugnahme des Betrachters durch die Definitionen, von denen jedes Bild begleitet wird und dem Wunsch der Künstlerin, dass sich die Betrachter selbst in Bezug zum Gesehenen und Erlebten stellen mögen.
Wir möchten Sie also einladen zum spielerisches Entdecken und hinterfragen der Anima- und Animus-Rollen-Bilder unserer Gesellschaft unter Refl exion Ihrer eignen Erfahrungen, Prägungen und mit einem augenzwinkernden Blick auf sich selbst.
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• Nadine Ottenbreit, Vertiefung und Dankesworte
Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung – dies ist für mich nicht nur eine Floskel. Ich picke mir ein Thema – oft aus persönlicher Motivation und in Prozessen der Persönlichkeitsentwicklung und Erfahrungen heraus. Das von mir erwählte Thema begleitet mich ein ganzes Jahr lang. Den größten Raum nimmt dabei die Manifestation des Themas, die konzeptionelle Entwicklung und die Verknüpfung der Bilder miteinander ein. Heut möchte ich meinem lieben Vorredner, Hern Rall, zustimmen: Der rote Faden macht die Ausstellung.
Dennoch möchte ich EIN Bild exemplarisch herausnehmen und vom geistigen Prozess erzählen, der dieses Bild entstehen lies. Piéta, die Darstellung der Mutter Maria mit ihrem sterbenden Sohn im Schoß – wer kennt es nicht?!?! Es ist der perfekte Ausdruck der inneren Stärke, die erst befähigt so zu lieben und altruistisch Trost zu spenden und dabei den eigenen Schmerz nicht in den Vordergrund zu stellen. Die starke Frau und der vermeintlich schwache Mann, ein klassisches Rollenbild steht auf dem Kopf! Aber auch ER ist kein Opfer! Sein Mut, sich fallen zu lassen, Trost anzunehmen, gehalten zu werden bewirkt in mir das Überdenken der klassischen Rollenbilder. Es ist ein wunderschönes und schmerzhaftes Motiv, dass so vielschichtig ist – vor dem Bild zu stehen und zu Verweilen lohnt sich. Auch bei den anderen Motiven, dessen Deutung ich Ihnen gerne überlassen will. Ich danke Ihnen, dass Sie auch zu dieser Ausstellung gekommen sind und sich selbst erneut auf eine kleine und auch etwas mutige Reise begeben, sie haben sich nicht für eine „gefällige“, sondern für eine schöne aber etwas unbequeme Abendgestaltung entschieden.
Viel Spaß!
Hier sehen Sie noch die Nachberichterstattungen der hiesigen Zeitungen: